der geschmack von vielfalt

Julia Dinslage in Marburg - Weiterbildung für kulturelle Vielfalt

Ich bin Kulturwissenschaftlerin mit großem Herzen und Forschergeist. Seit meiner Jugend wandele ich neugierig durch das Leben und bin dankbar für all die Türen, die sich mir geöffnet haben.
Meine Schul- und Studienzeit verbrachte ich in Münster, Scipio Center/NY, Frankfurt/Oder, Kassel und Łódź. In meiner Diplomarbeit „FFO: Die Stadt, wo die wilden Kerle wohnen“ setzte ich mich kulturgeographisch mit Fremdenfeindlichkeit auseinander.

Um die Jahrtausendwende begannen meine beruflichen Tätigkeiten im Osten von Berlin und führten mich von dort nach Mittel- und Osteuropa, wo ich für das interkulturelle Netzwerk e.V. Jugendbegegnungen begleitete. Dabei lernte ich, mit tanz- und theaterpädagogischen Methoden nonverbale Begegnungs- und Kommunikationsmöglichkeiten zu schaffen, die halfen, Sprachbarrieren zu überwinden.

Zwischen 1993 und 2020 habe ich in West-, Ost- und Mitteldeutschland drei Begegnungsorte mitgestaltet. An meiner letzten Wirkungsstätte, dem Lokal International in Gießen, kamen vor der Pandemie jährlich 10.000 Studierende aus der ganzen Welt zusammen und gestalteten miteinander ihr „Zuhause“. Tanzend, lernend, kochend, feiernd, suchend.
Ein ausgezeichneter Ort!

“An all den Orten habe ich gelernt, dass ein respektvoller, zugewandter und achtsamer Umgang miteinander sozialen Wandel fördert und ein kraftvoller Antrieb ist.”

Während einer einjährigen Auszeit bildete ich mich 2020/21 in Gewaltfreier Kommunikation nach Marshall Rosenberg bei Serena Rust und im Hosting & Kulturwandel bei den Pioneers of Change e.V. weiter.
Durch neues Hand- und Herzwerkzeug gestärkt, setze ich meine Reise mit der Gründung von Potluck fort und ich bin neugierig, was entdeckt werden will.

Ich arbeite gerne im Team und je nach Auftrag mit wechselnden Kolleginnen und Kollegen. Wer sich gerufen fühlt, gemeinsam zu forschen und zu entwickeln, melde sich. Ich freue mich über Reisebegleitung, Hinweise und Fragen.

Julia Dinslage Inhaberin von Potluck Weiterbildung

“Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.”

Paul Coelho

In meiner Kindheit gab es sonntags regelmäßig Streit, ob wir Kinder mit meiner Mutter in den evangelischen Gottesdienst oder mit meinem Vater in die katholische Messe gehen sollten. Ich war evangelisch getauft geworden und besuchte eine katholische Grundschule.

Als Viertklässlerin durfte ich im Weihnachtsgottesdienst die Maria spielen, was bei einer kindlich-rivalisierenden, katholischen Mitschülerin verständlicherweise für große Empörung sorgte.
Trotz der Freude spürte ich eine innere Zerissenheit und hatte den Eindruck, es niemandem Recht machen zu können.
Zugleich war ich davon überzeugt, dass unterschiedliche Glaubensrichtungen mit Ärger und Auseinandersetzung verbunden sind und dass Kinder, deren Eltern einen gemeinsamen oder auch keinen Glauben haben, es viel besser haben.

Diese Einstellung beschränkte ich nicht nur auf unterschiedliche Glaubensvorstellungen, sondern übertrug sie auch auf Meinungen.

So entwickelte ich munter Strategien, mit meinem Verhalten keinen Anlass für weitere Streitpunkte zu geben und mich möglichst unauffällig zu verhalten.

"Zugleich haben fremde Orte, Menschen und Haltungen immer eine anziehende Wirkung auf mich und ich suche das Unbekannte und Gegensätzliche."

1996 zog ich aus dem satten Westdeutschland zum Studium an die deutsch-polnische Grenze, später verliebte ich mich als dekonstruktivistisch geschulte Kulturwissenschaftlerin in einen Evolutionspsychologen – mit dem ich seit über 20 Jahren liiert bin – und 2020 sprang ich aus unbefristeter Anstellung im öffentlichem Dienst ins kalte Wasser der Selbstständigkeit.

Da taucht die Frage auf „Warum tut sie das bloß?“

Einerseits ist da wohl eine große Neugierde und auch das Wissen, dass es immer noch etwas ganz Anderes gibt, das auch gesehen und von unterschiedlichen Seiten beleuchtet und ausprobiert werden will. Mein Studium der Kulturwissenschaften war für dieses Anliegen die allerbeste Wahl! Und andererseits liegt meinen Wegen wohl auch die Frage zugrunde, ob es einen entspannten und konstruktiven Umgang mit Unterschieden gibt.

Als mir die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg begegnete, öffneten sich mir neue Welten und es strömte sehr viel Leichtigkeit in mein Leben. Ich lernte, dass es möglich ist, ganz bei sich zu sein und zugleich anderen Aufmerksamkeit und Mitgefühl zu schenken. Dass eine andere Meinung kein Angriff ist und es nicht darum geht, Andere von etwas zu überzeugen.

So wird die Begegnung mit einer anderen Person zu einer Entdeckungsreise.
Und Reisen ist wunderbar!!!

Wortbild für Potluck - Vielfalt und Kreativität in Marburg

Potluck?! Ich erinnere ich an die Freude, als ich im September 1992 zum ersten Mal an einem Potluck teilnahm. Meine US-amerikanische YfU-Gastfamilie war Teil eines Freundeskreises, der jeden Freitagabend zum gemeinsamen Essen zusammen kam.

Etwa zwanzig Menschen aller Generationen trudelten guter Dinge ein, schleppten Körbe und Boxen mit duftenden Speisen herbei und deckten so die Tafel von Woche zu Woche mit köstlichen Überraschungen. Jedes Mal gab es Neues auszuprobieren, und es war immer mehr als genug für alle da.

Für mich als Teenie war es neu, mit (Gast-)Eltern, Opas, Tanten und auch „nervigen“ Kleinkindern regelmäßig und ganz unkompliziert eine gute Zeit miteinander zu verbringen. Und nicht nur das Essen zu teilen, sondern auch die Erlebnisse der vergangenen Woche.

Seitdem begleitet mich die Idee durch mein Leben. Je unterschiedlicher die Menschen, die zusammengekommen sind, desto abwechslungsreicher und überraschender die Gaumenfreuden, die dazugehörigen Geschichten und die gemeinsam verbrachte Zeit.

"Jedes Essen ist einzigartig, auch weil jedes Mal andere Menschen dazu beitragen."

Wenn Vielfalt beim Essen von vielen Menschen als Freude und Abwechslung erlebt wird, sorgt sie in anderen Bereichen immer wieder für Spannung und Auseinandersetzung. Sie wird dann eher als „Unterschied“, „Meinungsverschiedenheit“ oder „Streitpunkt“ benannt. Ja, es ist nicht immer leicht, mit Unterschieden umzugehen.
Aber wollen wir deswegen den Kopf in den Sand stecken? Was passiert, wenn wir uns – ganz wie beim Essen – neugierig der Frage widmen, was ein unbekanntes Rezept beinhaltet und warum es genau so entwickelt wurde? Und wenn uns etwas nicht schmeckt, können wir es wahrnehmen als etwas, das uns nicht schmeckt.
Das Glück, das mit Vielfalt einhergehen kann, wahrzunehmen, ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für Begegnungen.
Wir können uns für das Glück entscheiden, und wenn wir unseren Fokus darauf richten, sorgt dies automatisch dafür, dass es sich vermehrt. Weil es sich überall versteckt und entdeckt werden will. Was nicht heißt, dass wir nicht auch Leiden und Streit begegnen werden, aber wir begegnen ihnen auf eine andere Weise.